Finanzwiki Risikoklassen: Alles was Sie wissen müssen

Risikoklassen: Eine Definition

Risikoklassen dienen in der Finanzwelt dazu, verschiedene Anlageprodukte auf ihr jeweiliges Anlagerisiko hin zu prüfen und in verschiedene Klassen einzuordnen. Dabei bedeutet ein höheres Anlagerisiko eine höhere Risikoklasse.

Risikoklassen dienen Anleger:innen dazu, die Risikonatur eines Finanzprodukts besser einzuschätzen. So können sie besser überprüfen, ob ein Produkt zu ihren individuellen Präferenzen passt und sie das damit einhergehende Anlagerisiko tragen können. Meist gehen mit einem höheren Anlagerisiko auch größere Renditechancen einher, jedoch steigt damit auch das entsprechende Verlustrisiko.

Warum gibt es Risikoklassen?

Die Einordnung in Risikoklassen hilft Anbietern von Finanzprodukten dabei, die jeweiligen Anlagerisiken an Privatanleger:innen zu kommunizieren und ihnen so eine informierte Anlageentscheidung zu ermöglichen. Auch können sich Anleger:innen so eigenständig über verschiedene Anlageprodukte informieren und diese entsprechend ihrer individuellen Risikobereitschaft beurteilen.

Risikoklassen zur Einordnung von Anlagerisiken

Obwohl die Aufklärung über Anlagerisiken gesetzlich festgesetzt ist, gibt es bislang kein einheitliches Kategorisierungsmodell, das auf alle Anlageprodukte angewandt werden kann. Vielmehr orientiert sich der Finanzmarkt an unterschiedlichen Risikoklasse-Modellen, die von verschiedenen Anbietern entwickelt wurden. Häufig werden Geldanlagen bzw. ihre Anlagerisiken in fünf oder auch sieben Risikoklassen unterteilt.

Hier finden Sie das Modell der sieben Risikoklassen im Detail:

Risikoklasse 1: Sicherheit

Beschreibung: Anlageprodukte der Risikoklasse 1 gehören zu den sichersten Investments am Finanzmarkt. Gleichzeitig handelt es sich hierbei häufig um Anlageprodukte mit geringer Renditeerwartung.

Beispiele: Sparbriefe, Tagesgeld, Festgeld, Offene Immobilienfonds

Risikoklasse 2: Sicherheitsorientiert

Beschreibung: Die Renditeerwartungen der Risikoklasse 2 liegen leicht höher. So sind auch die Anlagerisiken ab jetzt gestiegen. Anlageprodukte dieser Klasse können jedoch noch den sicherheitsorientierten Anleger:innen zugeordnet werden.

Beispiele: Renditefonds mit guter Bonität

Risikoklasse 3: Konservativ sicherheitsorientiert

Definition: Bei Anlageprodukten der dritten Risikoklasse spielt Sicherheit eine nach wie vor große Rolle, das Anlagerisiko rückt jedoch etwas stärker in den Vordergrund. Insbesondere das Emittentenrisiko ist in dieser Risikoklasse von Bedeutung: In diesem Fall kann der Produktanbieter die von ihm zu verrichtenden Zahlungen nicht mehr leisten, woraus sich für Anleger:innen das Risiko eines teilweisen oder vollständigen Kapitalverlustes ergibt.

Beispiele: Anleihen mit guter Bonität, Mischfonds

Risikoklasse 4: Solide ertragsorientiert

Definition: Anlageprodukte der Risikoklasse 4 bieten meist eine ausgewogene Mischung aus Sicherheit und Rendite. Hier erhöht sich das Anlagerisiko entsprechend, um auch höhere Renditen zu ermöglichen. Damit sind sie weniger gut für primär sicherheitsorientierte Anleger:innen geeignet.

Beispiele: Aktien(-fonds), ETFs

Risikoklasse 5: Konservativ wachstumsorientiert

Definition: In dieser Risikoklasse sind Anlageprodukte angesiedelt, die mit hohen Renditeerwartungen einhergehen. Hier müssen Anleger:innen auf Sicherheit verzichten und auch potenziell größere Verluste hinnehmen.

Beispiele: Währungsanleihen mit mittlerer Bonität, OTC-Aktien (Over The Counter)

Risikoklasse 6: Wachstumsorientiert/spekulativ

Definition: Diese Risikoklasse beinhaltet Anlageprodukte, die sich vor allem an spekulative Anleger:innen richten. Neben der hohen Renditeerwartung steigt auch das Anlagerisiko; Anlagen in diese Risikoklasse können schnell mit dem Verlust des investierten Kapitals einhergehen.

Beispiele: Optionsscheine, Dividendenfonds, ertragsorientierte Aktienfonds

Risikoklasse 7: Spekulativ

Definition: Anlageprodukte der Risikoklasse 7 eignen sich primär für sehr erfahrene Anleger:innen, da das Risiko spekulativer Geldanlagen ihre Ertragschancen schnell übersteigen kann. Auch hier müssen Anleger:innen grundsätzlich mit dem Totalverlust ihres eingesetzten Kapitals rechnen.

Beispiele: Hedgefonds, Branchenfonds, Drittländerfonds

Risikoklassen in der Übersicht

Risikokategorisierung von Investmentfonds: der SRRI (Synthetic Risk Reward Indicator)

Investmentfonds werden mithilfe des SRRI (Synthetic Risk Reward Indicator) klassifiziert. Mit dem SRRI wird erkennbar, über welches Risikoprofil der jeweilige Fonds verfügt. So kann dieses Profil mit der persönlichen Risikobereitschaft der Anleger:innen abgeglichen werden.

Laut SRRI gibt es sieben Risikokategorien, in die Investmentfonds eingeordnet werden können. Jede Kategorie verfügt über eine sogenannte Volatilitätsspanne, die die vergangene positive oder negative Wertentwicklung des Fonds beschreibt: Je geringer die Schwankungen, desto niedriger die Kategorie; je höher die historischen Kursbewegungen ausfallen, desto höher fällt auch die jeweilige Risikokategorie aus.

SRRI-Klasse Volatilitätsspanne (in %) Risiko
1 0,0 bis 0,5 Sehr niedriges Risiko
2 0,5 bis 2,0 Niedriges Risiko
3 2,0 bis 5,0 Mittleres Risiko
4 5,0 bis 10,0 Mittleres Risiko
5 10,0 bis 15,0  Hohes Risiko
6 15,0 bis 25,0 Hohes Risiko
7 Größer als 25,0 Sehr hohes Risiko

Quelle: Commitee of European Securities Regulators, zitiert nach der Studie “Risikokontrollierte Vermögensverwaltung auf Basis des Synthetischen Risiko Rendite Indikators“, Universität St. Gallen, 2016

Fünf Kriterien zur Risikobestimmung verschiedener Anlageformen

  1. Marktpreisrisiko: Der aktuelle Marktpreis bestimmt in vielen Fällen den Wert einer Geldanlage. Das Marktpreisrisiko beschreibt das Risiko, das sich aus dem zeitlich begrenzten oder auch unbegrenzten Wertverlust einer Geldanlage ergibt. Insbesondere in Krisenzeiten und damit in Phasen starker Kursschwankungen kommt dieses Risiko zum Tragen.
  2. Wechselkursrisiko: Beim Handel von Geldanlagen über unterschiedliche Währungsmärkte hinweg besteht ein sogenanntes Wechselkursrisiko. Dieses Risiko kommt beispielsweise dann zum Tragen, wenn Sie eine Aktie zum US-Dollarpreis kaufen und nach einiger Zeit wieder verkaufen möchten. Hat der US-Dollar in dieser Zeit an Wert verloren und der Euro an Wert gewonnen, werden Sie durch den Verkauf Ihrer Aktie einen leichten Verlust hinnehmen. Beim Wechselkursrisiko handelt es sich also um mögliche Währungsunterschiede, die zum Zeitpunkt des Kaufs oder Verkaufs von Geldanlagen für einen Wertverlust sorgen können.
  3. Inflationsrisiko: Je höher die Inflationsrate ausfällt, desto eher spielt das Inflationsrisiko eine Rolle für Ihr Investment. Beim Inflationsrisiko handelt es sich um das Risiko, dass die Erträge einer Geldanlage unterhalb des aktuellen Inflationswertes liegen, sodass Ihr Investment effektiv keine Gewinne erzielt.  
  4. Liquiditätsrisiko: Das Liquiditätsrisiko gestaltet sich danach, wie schnell und zu welchen Preisen Ihre Geldanlage aufgelöst und verkauft werden kann. Aktien beispielsweise verfügen über ein geringes Liquiditätsrisiko, da Sie am Aktienmarkt jederzeit und ohne große Mehrkosten kaufen und verkaufen können. Andere Vermögenswerte, wie z.B. seltene Sachwerte, werden meist an einem entsprechend kleinen Markt gehandelt – hier kann die Liquidation Ihrer Anlage mehr Zeit in Anspruch nehmen oder unter Umständen mit gewissen Wertverlusten einhergehen.
  5. Ausfallrisiko: Dieses Risiko beschreibt den teilweisen oder den gesamten Verlust Ihres investierten Kapitals. Insbesondere bei Geldanlagen höherer Risikoklassen, beispielsweise bei einzelnen Aktien oder Währungsanleihen niedrigerer Bonität, fällt auch das jeweilige Ausfallrisiko höher aus.

FAQ

Welche Risikoklassen gibt es?

Bei der Klassifizierung von Risikoklassen herrscht kein einheitlicher Standard. Es existieren verschiedene Modelle, die Risikoklassen unterschiedlich charakterisieren. Die gängigsten Modelle unterscheiden zwischen fünf oder sieben verschiedenen Risikoklassen.

Ein gängiges Modell charakterisiert fünf Risikoklassen und weist ihnen jeweils ein entsprechendes Risikoprofil zu:

Risikoklasse 1: Konservativ
Risikoklasse 2: Risikoscheu
Risikoklasse 3: Risikobereit
Risikoklasse 4: Spekulativ
Risikoklasse 5: Hochspekulativ


Ein weiteres Modell unterscheidet zwischen sieben verschiedenen Risikoklassen:

Risikoklasse 1: Sicherheit
Risikoklasse 2: Sicherheitsorientiert
Risikoklasse 3: Konservativ sicherheitsorientiert
Risikoklasse 4: Solide ertragsorientiert
Risikoklasse 5: Konservativ ertragsorientiert
Risikoklasse 6: Wachstumsorientiert/spekulativ
Risikoklasse 7: Extrem spekulativ

Welche Risikoklasse sind ETFs?

ETFs, also börsengehandelte Investmentfonds, werden beim 7-Klassen-Modell häufig der Risikoklasse 4 und 5 zugeordnet – abhängig von den Vermögenswerten, in die der jeweilige ETF investiert. Beim 5-Klassen-Modell erfolgt die Einordnung meist in Klasse 2 oder 3. ETFs sind damit eher ertrags- und weniger risikoorientiert: Mit einem Investment ist also ein erhöhtes Anlagerisiko verbunden, das dafür jedoch mit einer höheren Renditeerwartung einhergeht.

Welche Risikoklasse hat Gold?

Gold als Geldanlage lässt sich der Risikoklasse 5 von 7 zuordnen. Sie zählt nicht zu den klassischen sicherheitsorientierten Geldanlagen, da sie über Angebot und Nachfrage geregelt wird; somit kann eine ausbleibende Nachfrage in einem plötzlichen Wertverlust resultieren.

Was ist der SRRI?

Der SRRI (Synthetic Risk Reward Indicator) bestimmt das Anlagerisiko von Investmentfonds. Je nach historischer Wertschwankung eines Fonds kann er mithilfe des SRRI in eine von sieben Risikoklassen eingeordnet werden: Je geringer die Schwankung, desto niedriger die Risikoklasse.

Was sagt die Sharpe Ratio aus?

Die Sharpe Ratio beschreibt das Verhältnis von Risiko und Rendite, also die risikobereinigte Performance einer Geldanlage: Ein Wert größer als 1 bedeutet dabei eine Mehrrendite der betreffenden Anlage gegenüber einem risikolosen Investment.

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