Neue Chancen auf dem Hotelmarkt Der Hotelmarkt im Wandel: Neue Opportunitäten nach der Corona-Pandemie

25.07.2024 8 Minuten Lesezeit

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Thomas Henrich
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Neue Chancen auf dem Hotelmarkt

Die Corona-Pandemie hatte für die Hotelbranche große Einschnitte gebracht. Durch Reise- und Beherbergungsverbote kam der Tourismus weltweit zeitweise fast komplett zum Erliegen. Doch zusammen mit dem internationalen Reiseverkehr erholen sich auch die Fundamentaldaten des Hotelmarktes. Neue Gewohnheiten und Anforderungen, etwa was Geschäftsreisen, digitale Services und Nachhaltigkeitsaspekte betrifft, wirken sich immer stärker auf die Anforderungen an Hotelimmobilien aus und sorgen für neue Herausforderungen wie auch Chancen.

Großer Nachholbedarf an Reisen

 Bereits im Jahr 2020 zeigte sich über die Sommermonate, dass die Menschen Urlaub machen und verreisen wollten. Die Top-Destinationen der deutschen Feriengebiete verzeichneten damals eine deutlich höhere Nachfrage als im Jahr zuvor. Diese hohe Nachfrage lag zwar zu großen Teilen auch an Einreise- und Behebungsverboten in ausländischen Touristenregionen. Trotzdem waren touristische Ziele im Inland auch nach Wegfall der meisten Reisebeschränkungen im vergangenen Jahr weiterhin angesagt.

Etwas schleppender verlief und verläuft die Entwicklung im Geschäftsreisesegment. Dieses hat das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder erreicht, dennoch ist die Nachfrage wieder deutlich gestiegen, auch wenn das Niveau von 2019 in diesem und wohl im kommenden Jahr voraussichtlich nicht erreicht werden.¹ Grund für die veränderte Nachfrage sind neue Gewohnheiten. Während der Corona-Pandemie haben immer mehr Unternehmen so viele Reisen wie möglich durch Videokonferenzen ersetzt. Das ist sich im Prinzip wenig geändert, dennoch schätzen es viele Beschäftigte, sich zumindest hin und wieder persönlich treffen zu können.

Geschäftsreisen im Wandel

Business-Hotels bleiben deshalb ein wichtiger Anker. Das ist auch deshalb der Fall, weil sich die Art der Geschäftsreisen verändern. Es wird zwar seltener dienstlich gereist, auch aus Klimaschutzgründen, aber wenn, dann dauert die Reise zumeist länger – und ist immer häufiger mit Übernachtungen verbunden. Wie der Verband Deutsches Reisemanagement erhoben hat, wurden 2019 im deutschen Mittelstand noch 70 Prozent der Geschäftsreisen mit Hin- und Rückweg am selben Tag durchgeführt. Inzwischen sind die Kurzreisen mit 45 Prozent aller dienstlichen Fahrten in der gesamten deutschen Wirtschaft in der Minderheit. Die durchschnittliche Geschäftsreise erstreckt sich inzwischen über 2,4 Tage.²  Die offene Hotel-Commerce-Plattform SiteMinder sieht nach einer weltweiten Analyse von Buchungen Geschäftsreisen ebenfalls im Aufwind. Demnach seien sie in 47 Prozent der Märkte in den Top-Vertriebskanälen nach oben gestiegen, wobei sie in Deutschland zum ersten Mal seit 2018 wieder die Top-5 erreichten.³

Fundamentaldaten stabilisieren sich 

Bemerkenswert ist auch die Entwicklung in Bezug auf den Umsatz pro verfügbarem Raum (RevPAR): In Europa lag der RevPAR im Jahr 2022 laut einer CBRE-Studie wieder bei 97 Prozent des vorpandemischen Niveaus von 2019, in Nord-, Mittel und Südamerika sogar bei 108 Prozent. Lediglich im asiatisch-pazifischen Raum, der noch bei 68 % des Vor-Pandemie-Niveaus lag, bestand wegen der späten Lockerung der Covid-Restriktionen vor allem in China noch Nachholbedarf. 

Durchschnittlicher Tagespreis zieht ebenfalls an

Doch nicht nur der Umsatz pro verfügbarem Raum zog zumeist an. Durch die aufgestaute Nachfrage und das zum Teil gesunkene Angebot infolge von Hotelschließungen hatte insbesondere der durchschnittliche Tagespreis (ADR) in den meisten Märkten ein massives Wachstum gezeigt – vereinzelt deutlich über dem Vorkrisenniveau.⁵  Die Leute wollten reisen und hatten aufgrund der weitgehend ausgefallenen Reisejahre die entsprechenden Mittel, die zu einer deutlich reduzierten Preissensitivität führten und den Hotels die hohen ADR-Wachstumsraten ermöglichten. Ob derart hohe Umsatzsprünge anhalten werden, bleibt abzuwarten. In den USA zeigen sich zumindest aktuell Tendenzen, dass die Dynamik der ADR-Zuwächse abnimmt. Für Europa weisen hingegen neuere Zahlen anhaltende Steigerungen aus. 

Unabhängig der Steigerungsraten auf der Einnahmeseite haben viele Hotelbetreiber bereits Anpassungen auf der Kostenseite, insbesondere durch Optimierungen im Betrieb, vorgenommen. Das betrifft unter anderem klassische Hotel-Services wie die Rezeption, wo immer häufiger digitale Angebote wie Check-in- und Kundenbetreuungs-Apps vorgehalten werden, die Kunden durchaus schätzen. Hier ist aber wichtig, dass die digitalen Lösungen zur Zielgruppe und zum Anspruch des Hotels passen. Gerade Gäste in der gehobenen und der Luxus-Hotellerie erwarten unverändert ein hohes Maß an exzellentem persönlichen Service.

Extended-Stay-Segment mit neuem Schub

Einen Schub durch die Corona-Pandemie erhielten nicht nur digitale Services, sondern auch das Extended-Stay-Segment – also die Möglichkeit, mehr Platz als in einem vergleichbaren Hotelzimmer zu haben, länger zu bleiben und sich zum Teil selbst versorgen zu können, zum Beispiel durch die Zubereitung von Speisen in eigenen Kitchenettes. Aus Betreibersicht ist bei dieser Betriebsform insbesondere der deutlich niedrigere Serviceaufwand und die somit niedrigeren Personalkosten ein attraktiver Faktor.

Umsetzung von ESG-Standards für Gäste und Betreiber relevant

Ein weiterer Trend, der aktuell an Bedeutung gewinnt, ist der gesamte Themenkomplex ESG. Vor dem Hintergrund der EU-Taxonomie mit ihren sukzessive steigenden Transparenzpflichten für Unternehmen sowie dem hohen öffentlichen Bewusstsein für Umwelt- und Klimaschutz ist die Umsetzung von ESG-Standards sowohl für Geschäfts- als auch für Privatreisende zunehmend von Interesse. Große Hotelketten ebenso wie institutionelle Investoren fallen zudem selbst unter die Verpflichtungen der EU-Taxonomie und weiterer Transparenz- und Nachhaltigkeitsgesetze.

Außerdem sind Hotelbetreiber vielfach aus eigenem Antrieb speziell an Einsparungen von Energie- und Wasserverbrauch wie auch von Entsorgungskosten interessiert. Die Verträge hierzu werden üblicherweise von den Hotels direkt mit den jeweiligen Ver- und Entsorgern geschlossen – sind also direkt GuV-wirksam für den Hotelbetreiber.

Spezielle Anforderungen an Hotelinvestments

Für die Investoren und Fondsmanager ist es entscheidend, die Mechanismen der Hotellerie zu verstehen. Hotels sind eben keine reinen Immobilien, sondern 24/7 an 365 Tagen im Jahr laufende Betriebe. Die Zeiten, in denen ein Hotelinvestment lediglich in der Kapitalisierung einer Pacht beziehungsweise Miete betrachtet wurde, sind seit langem vorbei. Die Hotelbetreiber müssen ihre Zahlen offenlegen und die Investoren müssen diese beurteilen können.

Für den Investor beziehungsweise für den Fondmanager bedeutet dies, er muss im Vorfeld sehr viel tiefer in die Hotellerie einsteigen, als lediglich nach „Lage, Lage, Lage“ zu urteilen. Das gilt nicht zuletzt in der gegenwärtigen Situation, wo das Transaktionsgeschehen noch sehr verhalten und eine verlässliche Preisfindung schwierig ist. Nehmen Investoren beziehungsweise Fondsmanager die umfassende Arbeit der Analyse von Hotelmarkt, Betreiber und Betriebszahlen auf sich, stehen die Chancen gut, dass auch in schwierigen Phasen erfolgreiche Investments getätigt werden können – was für die Anleger maßgeblich ist.

hausInvest fokussiert auf Economy-Segment

hausInvest profitiert im sich erholenden Hotelsegment von der Fokussierung auf das weniger betroffene und stärker wachsende Economy-Segment. Die Bevorzugung von Markenhotels gegenüber der Privathotellerie hat sich ebenso bewährt wie die Erhöhung der Digitalisierungs- und Nachhaltigkeitsstandards. Ein wichtiges Segment bleiben zudem hochwertige Business-Hotels, auch vor dem Hintergrund der anziehenden und sich verändernden Geschäftsreisen.

Objekt des Monats: Meliá Hotel im One Forty West in Frankfurt am Main

Das 140 Meter hohe Wohn-Hotel-Hochhaus One Forty West beherbergt auf 41 Obergeschossen und einer Fläche von 52.000 Quadratmetern unter anderem ein 4-Sterne-Plus-Hotel der Marke Meliá mit 430 Zimmern und 187 Eigentumswohnungen. Das Premium-Hotel zeichnet sich durch seine innovative Architektur, hochwertige Ausstattung und umfangreiche Service-Leistungen aus.

Seit Fertigstellung 2021 gehört das One Forty West, gelegen im bekannten und zentralen Senckenberg-Quartier in Frankfurt am Main, zum Portfolio von hausInvest. Das Wohn-Hotel-Hochhaus ist das erste Gebäude seiner Art in Deutschland, das das Wiredscore-Zertifikat in Platin erhalten hat. Die Wiredscore-Zertifizierung ist ein Bewertungssystem für Immobilien, welches Transparenz rund um die digitale Infrastruktur und Konnektivität von Gebäuden sicherstellt und vergleichbar macht. Neben der Internetverbindung werden die Aspekte Ausfallsicherheit, Nutzererlebnis und Mobilfunk sowie Flexibilität der Gebäude für neue Technologien bewertet. Um ein Platinum-Zertifikat zu erhalten, muss ein Gebäude mindestens 90 von 100 Punkte im Bewertungssystem erreichen.
 
VDR-Geschäftsreiseanalyse 2022, Stand 27. Juni 2023, https://www.vdr-service.de/geschaeftsreiseanalyse
VDR-Geschäftsreiseanalyse 2022, Stand: 27. Juni 2023, https://www.vdr-service.de/geschaeftsreiseanalyse
3 Analyse von SiteMinder: Top-12-Umsatzbringer für Hotels 2022, Stand: 21. Februar 2022, https://www.siteminder.com/de/news-de/siteminder-hotel-booking-trends-2022/
4 CBRE Global Hotels Outlook, Stand: 30. März 2023, https://www.cbre.com/insights/reports/2023-global-hotels-outlook
Global Business Travel Forecast 2024, Stand: 10.08.2023, https://www.gbta.org/global-business-travel-and-events-costs-expected-to-remain-elevated-through-2024-reflecting-true-new-cost-of-travel/
6 CBRE Global Hotels Outlook, Stand: 30. März 2023, https://www.cbre.com/insights/reports/2023-global-hotels-outlook