Konstant, verlässlich, stabil Großbritanniens Immobilienmarkt - Ein Fels in der Brandung
10.05.2023 • 6 Minuten Lesezeit
Ja, die britische Wirtschaft schwächelt – bedingt durch den Brexit stärker als andere Volkswirtschaften in Europa. Dennoch sind die Auslöser letztlich überall die gleichen. Das Abklingen der Pandemie hat allerorts die Verbrauchernachfrage und damit die Preise steigen lassen. Hinzu kamen die Lieferkettenprobleme sowie Energie- und Rohstoffpreise auf Rekordniveau als Folge des Krieges in der Ukraine. In Summe führte das im Vereinigten Königreich zu einem Inflationsniveau wie zuletzt in den 1980er-Jahren.
Der dadurch bedingte Abschwung wird gemäß CBRE – dem weltweit größten Immobiliendienstleistungs- und Investment-Unternehmen im gewerblichen Immobiliensektor – in eine moderate Rezession münden, die voraussichtlich das ganz Jahr 2023 anhält, aber bereits 2024 in eine Wachstumsphase übergeht.1
Zunächst mehr Arbeitslose und weniger Kaufkraft
Sinkende Inflation dank Leitzinserhöhung
Um der nach wie vor hohen Inflation Paroli zu bieten, wird die Bank of England den Leitzins bis Jahresende auf etwa 4,5 Prozent erhöhen. Mit der sinkenden Inflation dürften ab Jahresmitte eine Neukonfiguration der Lieferketten sowie sinkende Rohstoffpreise einhergehen. Auch die Energiepreise sollen einer Prognose der Weltbank zufolge ihren Zenit überschritten haben und in diesem Jahr um elf Prozent sinken – ebenso wie die Agrarpreise, die um fünf Prozent nachgeben sollen, und die Metallpreise, für welche ein Rückgang von 15 Prozent im Vergleich zu ihren Durchschnittswerten von 2022 angenommen wird.
Auch wenn es erfahrungsgemäß einige Zeit dauert, bis die Preisnachlässe bei den Verbrauchern ankommen, dürfte sich die Kaufkraft bis Anfang 2024 erholt haben. In konkreten Zahlen prognostiziert CBRE einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts (BIP) um 0,9 Prozent im Jahr 2023 sowie eine wirtschaftliche Erholung und ein BIP-Wachstum um 1,7 Prozent im Jahr 2024.
Britischer Immobilienmarkt ab 2024 auf Erholungskurs
Britischer Einzelhandel – Dämpfer erwartet
Clevere Strategie steigert die Besuchsfrequenz
Wo investiert und wo gespart wird
Renaissance der Einkaufscenter
Bürosektor – Top-Immobilien bleiben begehrt
In der Assetklasse Büro trennet sich die Spreu noch weitaus deutlicher vom Weizen. Generell werden sowohl die steigende Arbeitslosigkeit wie auch das leicht rezessive Umfeld im Bürovermietungsmarkt Spuren hinterlassen. Die von CBRE erfasste Bürobeschäftigung in UK wird im Jahr 2023 voraussichtlich um ca. ein Prozent zurückgehen. Das wiederum wird den Flächenumsatz auf den britischen Büromärkten im Jahr 2023 um sieben Prozent gegenüber 2022 senken, wobei der prognostizierte Rückgang in Central London gedämpfter ausfallen dürfte als in anderen Märkten.
Trotz der sinkenden Nachfrage bleiben Flächen in bester Qualität – ob Neubau oder Renovierung – unverändert begehrt. Dafür spricht auch, dass 35 Prozent der in Entwicklung oder Sanierung befindlichen Bürofläche – 10,9 Millionen Quadratmeter –, die frühestmöglich im Jahr 2023 fertiggestellt werden, bereits vorvermietet sind.3
Büroflächen, die weder mit erstklassiger Lage noch mit Top-Ausstattung punkten können, werden hingegen stärker von Leerstand betroffen sein und mit langen Leerstandszeiten zu kämpfen haben.
Tendenz steigend bei Renditen und Investitionen
Einen weiteren Renditeanstieg in den meisten britischen Büromärkten erwartet CBRE bereits in der ersten Hälfte des Jahres 2023. Anschließend sollten sich die Renditen stabilisieren. Das wiederum sollte CBRE zufolge zu einer verstärkten Investitionstätigkeit führen, wobei der Schwerpunkt in der zweiten Jahreshälfte liegen dürfte. Dennoch wird das Büroinvestitionsvolumen im Jahr 2023 um 20 Prozent unter dem des Vorjahres liegen. Das träge Transaktionsgeschehen ist ein Phänomen, das UK mit sämtlichen europäischen Ländern teilt.
Ein kurzer Blick nach Irland
Geopolitische Ereignisse, Inflationsdruck und Zinsschwankungen sind auch am irischen Immobilienmarkt nicht spurlos vorbeigegangen. Investitionen fanden verhaltener statt, Vermietungsvolumina sanken – jedoch in geringem Umfang – und Bauträger wie Immobilienbetreiber sahen sich mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Doch sowohl die irische Wirtschaft als auch der irische Immobilienmarkt haben sich als bemerkenswert widerstandsfähig erwiesen. Einige Schlüsselsektoren schnitten sogar außergewöhnlich gut ab.
Die eingangs genannten Faktoren werden die erste Hälfte des Jahres 2023 weiterhin beeinflussen. Daraus entstehen Herausforderungen, aber es ergeben sich auch Chancen. CBRE hält es definitiv für möglich, dass sich das Niveau der Immobilieninvestitionen stärker und schneller erholt als von vielen erwartet. Die Arbeitsmärkte und Betriebsimmobilien schätzt der Branchenexperte weiterhin als widerstandsfähig ein.4