Es wird eine Übersicht über die Stadt Berlin dargestellt, im Vordergrund das Brandenburger Tor.

Wie aus zwei eins wird 50 Jahre Berliner Städtebau

21.12.2022 6 Minuten Lesezeit

Geschichte einer Metamorphose: 50 Jahre Berliner Stadtebau

Als hausInvest im Jahr 1972 aufgelegt wird, setzt das imposante, viergeschossige Verwaltungsgebäude der ARAL AG bereits seit 33 Jahren in der Berliner Hohenzollernstraße 45 architektonische Akzente. Und es wird 47 weitere Jahre dauern, bis es – mittlerweile denkmalgeschützt – in den Bestand des Fonds aufgenommen wird. Doch dazu später. Damals ist Berlin noch eine geteilte Stadt, in der man auch städtebaulich eine unterschiedliche Richtung verfolgt.

Von Pragmatismus geprägt: die 70er-Jahre Ost-Berlins

Die DDR startet Anfang der 1970er-Jahre ein ehrgeiziges Wohnungsbauprogramm. Darin spielt die maximal standardisierte Platte namens WBS 70 die Hauptrolle, bei der unter anderem die innenliegende Positionierung der komplett vorgefertigten Sanitärzelle in jeder Wohnung vorgegeben ist. Erstmals zum Einsatz kommt die „Einheitsplatte“ im Wohnungsbaukombinat Neubrandenburg, wo 1973 die ersten Mieter einziehen.

Zeitgleich wird in Berlin der Grundstein für den Palast der Republik gelegt, in den innerhalb von drei Jahren rund eine Milliarde Mark und 5.000 Tonnen Spritzasbest fließen. Und mit den Großwohnsiedlungen Marzahn und Hellersdorf entstehen in den Folgejahren gänzlich neue Stadtteile, komplett in Plattenbauweise.

Versuche architektonischer Selbstfindung im Westen

Auch jenseits der Mauer übt man sich im Kreieren von Bausünden. Seit 1972 nimmt ein Pop-Architektur-Gebäude in Berlin-Steglitz Gestalt an, das als „Bierpinsel“ in den Sprachgebrauch der Berliner eingeht. Eine Erfolgsgeschichte bleibt dem meist gastronomisch genutzten Turm verwehrt. Im selben Jahr eröffnet das „Alte Ku’damm Eck“ in Charlottenburg – eine architektonische Komposition weißer Kuben, die keiner so recht würdigen mag. 1973 beginnen die Bauarbeiten am „Mäusebunker“ – eine dem Brutalismus huldigende Forschungsstätte der Freien Universität Berlin. West-Berlin gleicht einem architektonischen Versuchslabor. 

Ein Wunder von einem Turm

Während für hausInvest das zweite Jahrzehnt anbricht, bröckelt in beiden Teilen Berlins der Putz von den Fassaden. Im Westen sind Dutzende Häuser besetzt und auch im Osten hausen Punks in maroden Wohnungen. 1982 machen dennoch zwei architektonische Highlights von sich reden. Der am östlichen Rand des Tempelhofer Felds von der US Army erbaute schneeweiße Radarturm gilt als architektonisches Wunderwerk. Kommt es durch einen Sturm zu Erschütterungen, schwanken nur die vier Pfeiler. Die von ihnen getragene Kugel, das Herz der Radartechnik, hingegen bewegt sich keinen Millimeter und tut noch immer ihre Dienste – für die Luftwaffe der Bundeswehr.

Plötzlich ragt die Charité über die Mauer

Eines der von der DDR errichteten Prestigeprojekte ist 1982 das 21-geschossige Bettenhochhaus der Charité. Direkt an der Mauer gebaut, wirft es seinen mächtigen Schatten nach West-Berlin. Was man beim Bau nicht bedenkt: Das gewichtige Gebäude führt zu einem Absinken des Grundwasserspiegels, was wiederum den Abriss des alten Friedrichstadt-Palasts erforderlich macht. Bettenhochhaus-Architekt Erhardt Gißke lässt sich davon nicht bremsen. Fünf Jahre später, 1987, legt er mit einer weiteren Architektur-Ikone nach: dem Zeiss-Großplanetarium an der Prenzlauer Allee.

Norman Foster und die Sache mit der Kuppel

1991 ist die Mauer längst gefallen, Deutschland wiedervereint und Berlin wird wieder zu Deutschlands Hauptstadt erkoren. Ein Jahr bevor hausInvest seinen Zwanzigsten feiert, steht fest: Parlament und Regierung ziehen von Bonn nach Berlin. Aus dem 1993 ausgeschrieben Wettbewerb zum Umbau des Reichstagsgebäudes geht Sir Norman Foster als Gewinner hervor.

Doch sein Entwurf eines frei stehenden transparenten Dachs stößt in politischen Kreisen auf wenig Gegenliebe. Zu teuer, zu brachial, so das Urteil. Foster muss mehrfach nachbessern. Dass seine finale Glaskonstruktion mit zwei spiralförmig aufsteigenden gegenläufigen Rampen sehr an einen zuvor für Helmut Kohl erstellten Entwurf Gottfried Böhms erinnert, ist natürlich Zufall.   

Internationale Architekten prägen den neuen Regierungssitz

Städtebaulich ist Berlin nach dem Mauerfall eine Spielwiese. Architekten aus aller Welt wollen der Mauerbrache zu Leibe rücken. Den Masterplan zur Bebauung des einst glanzvollen Potsdamer Platzes skizziert der Italiener Renzo Piano. Der italienisch-britische Stararchitekt Richard Rogers steuert Ende der 1990er die futuristischen „Rogers Twins“ bei. Auch in der Friedrichstraße – mit dem Checkpoint Charly bis heute Symbol des Kalten Kriegs – entstehen etwa zeitgleich mit den Friedrichstadt Passagen drei unterirdisch miteinander verbundene Gebäudeblöcke, in denen Architekturstars wie Henry N. Cobb oder Jean Nouvel ihre Handschrift hinterlassen.

Jahrtausendwende: Das „Band des Bundes“ entsteht

„Band des Bundes“ heißt das städtebauliche Leitkonzept zur Neuordnung des Regierungsviertels, das quer über den Spreebogen verläuft und eine verbindende Geste zwischen Ost- und Westteil der Stadt darstellen soll. Das eindrucksvollste Gebäuden ist zweifelsohne das Bundeskanzleramt. Noch unter der Ägide Helmut Kohls entsteht der Plan für das von den Berliner Architekten Axel Schultes und Charlotte Frank entworfene Ensemble mit neungeschossigem Mittelbau, langgestreckten Flügeln und imposanten Fenstern. Der erste bundesdeutsche Kanzler, der von dort die Amtsgeschäfte führt, ist Gerhard Schröder. 

Berlin konsolidiert sich und wächst zusammen

2001, im selben Jahr wie das Kanzleramt, öffnet auch das Paul-Löbe-Haus seine Pforten, das über eine Brücke und einen Tunnel mit dem zwei Jahr später fertiggestellten Marie-Elisabeth-Lüders-Haus verbunden ist. Damit ist das „Band des Bundes“ abgeschlossen. Zeitgleich feiert ein historisches Bauwerk seine Wiederauferstehung. Am Boulevard Unter den Linden wird zwischen 2001 und 2003 die alte Kommandatur als Bertelsmann-Repräsentanz rekonstruiert. Während der damalige Bürgermeister Klaus Wowereit Berlin als „Arm, aber sexy“ bezeichnet, erfreut hausInvest seine Anleger seit drei Jahrzehnten mit soliden Renditen.   

Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus

Im Jahr 2012 – dem 40-jährigen Bestehen von hausInvest – plant man für viele zentrale Orte Berlins ein neues Gesicht. Der Schlossplatz, wo einst der Palast der Republik stand, ist so ein Beispiel. 2013 findet dort die Grundsteinlegung zur Rekonstruktion des 590 Millionen teuren Berliner Schlosses statt, das nach Fertigstellung Heimat des Humboldt-Forums wird. Auch der Bebauungsplan für den Alexanderplatz steht. Das heißt, eigentlich stand der Plan für ein Hochhausviertel am „Alex“ bereits nach der Wende, wurde jedoch aus Mangel an Investoren eingemottet. 2012 entdeckt die Senatsverwaltung ihn wieder und überarbeitet den Plan auf Basis aktueller Erfordernisse. Bis zum Baustart wird es jedoch noch rund zehn Jahre dauern. 

Wäre da nicht dieses Flughafen-Debakel

Neben einer Neubauoffensive, die eine radikale Kurskorrektur der Mieten- und Wohnungspolitik im Berliner Senat markiert, beginnt man auch damit, die Flughäfen Tempelhof und Tegel zu verplanen. Während auf dem Außengelände von Tempelhof ein innerstädtischer Park entsteht, bleibt Tegel zunächst in Betrieb. Nicht mehr lange, so die Annahme. Die für das Jahr 2011 geplante Eröffnung des Flughafens Berlin Brandenburg (BER) soll sich lediglich um ein Jahr verschieben. Ein grandioser Irrtum.

Das Schloss steht und am BER wird abgehoben

Was ein Jahrzehnt zuvor noch im Bau oder in Planung war, ist mittlerweile Berliner Wirklichkeit. Seit 2020 erstrahlt das einst zerstörte und abgerissene Berliner Stadtschloss als Humboldt-Forum in neuem Glanz. Am „Alex“ sind die Bauarbeiten für das Signa-Hochhaus im Gang. Nach unrühmlichen 14 Jahren Bauzeit hat selbst der BER 2020 eröffnet. Und auf dem Areal des Flughafens Tegel entsteht in nicht allzu ferner Zukunft das größte Holzbau-Quartier der Welt. Keine Frage, Deutschlands größte Stadt hat sich gemausert – zu einer der einflussreichsten Trendmetropolen Europas.

Selbstverständlich muss hausInvest im 50. Jahr seines Bestehens an einem Standort wie diesem investiert sein – beispielsweise im hochmodernen Bürohaus P5, im attraktiven Wohngebiet Wannseegärten und im eingangs erwähnte Verwaltungsgebäude der ARAL AG. An dessen hellgelb verputzter, im Erdgeschoss mit Travertin-Platten verkleideten Fassade scheint Berlins wechselvolle Geschichte beinahe spurlos vorübergegangen sein. Was einmal mehr die Strategie von hausInvest untermauert: Qualität in 1-a-Lagen zahlt sich aus. Zu jeder Zeit.