Whitepaper Die Transformation von Bestandsimmobilien – unser Whitepaper kompakt
19.12.2023 • 6 Minuten Lesezeit
Für eine Zukunft, die Bestand hat
Den Umbau zu kultivieren, ist im Haus Commerz Real längst eine Maxime. Jens Böhnlein, Head of Assetmanagement, hebt als Erfolgsfaktoren die Integration der bestehenden „DNA“ und deren Anreicherung mit neuen Visionen, eine langfristige Ausrichtung des Produktes und die Akzeptanz in der Bürgerschaft hervor. Mario Schüttauf, Head of Product Management, teilt diese Ansicht und ergänzt die Abstimmung von Umbauten auf aktuelle menschliche Bedürfnisse sowie die Kombination ökologischer, kultureller und wirtschaftlicher Aspekte. Andreas Rauch, Head of Real Estate Development, sieht im Umbau nicht weniger als einen langfristigen Auftrag an das Assetmanagement.
Bei Böhnlein, Schüttauf und Rauch fallen somit die Forderungen von Sarah Dungs, Vorstandsvorsitzende des Verbands für Bauen im Bestand, auf fruchtbaren Boden. Unter dem Motto „Change the running System!“ plädiert sie dafür, aus eigenem Antrieb eine lebenswerte Welt für die aktuelle Gesellschaft und nachfolgende Generationen gestalten zu wollen. Das setzt neue Denkweisen und Entscheidungsprämissen, wie auch neue Gesetze und Verordnungen voraus.
Zahlen als Mahnung, Dreiklang als Mantra
Wie dringend sowohl eine ökologisch ehrgeizige Gesinnung auf Unternehmensseite als auch gesetzgeberische Maßnahmen sind, zeigen folgende Zahlen: 90 Prozent der im Inland gewonnenen mineralischen Rohstoffe werden in Gebäuden verbaut – das sind 517 Millionen Tonnen pro Jahr. Auch am jährlichen Abfallaufkommen ist der Bau- und Gebäudesektor in Deutschland mit 55 Prozent beteiligt. Der Anteil an den Treibhausgasemissionen durch Herstellung, Bau, Modernisierung, Nutzung und Betrieb von Gebäuden liegt bei 40 Prozent. Und die täglich neu versiegelte Fläche beträgt 54 Hektar beziehungsweise 75 Fußballfelder. Mit Umbaukultur hat das bisher wenig zu tun. Um das im Klimaschutzgesetz verankerte Ziel der Treibhausgasneutralität bis 2045 zu erreichen, muss in allen genannten Sektoren der folgende Dreiklang gelten:
- Immer versuchen, Bestehendes zu erhalten.
- Ist dies nicht möglich, gilt: Bestehendes wiederverwenden.
- Ist auch das ausgeschlossen, gilt: Bestehendes recyclen und neu denken.
Umbauprojekt 1: Aus Twin Towers wird 2Amsterdam
Umbauprojekt 2: vom Bürohaus zur sozialen Begegnungsstätte
Umbauprojekt 3: von der Gewerbeinsel zum lebenswerten Quartier
Serielle Sanierung, Kreislaufwirtschaft und Bestandsnutzung
Beim Thema Umbaukultur sind natürlich Expertenmeinungen gefragt. Emanuel Heisenberg, CEO & Gründer, ecoworks, Berlin, sieht große Chancen in der seriellen Sanierung, da bis zu 80 Prozent der Arbeiten in die Fabrik verlagert werden können. Diese Effizienz sei nicht zuletzt aufgrund der EU-Vorgaben zur Energieklasse von Bestandsgebäuden notwendig. Der derzeitige Sanierungsstau sei auf Versäumnisse der Vergangenheit zurückzuführen, weshalb vielen Gebäuden ein Schicksal als „Stranded Assets“ drohe. Für Tim Janßen, Geschäftsführer, Cradle to Cradle NGO, Berlin, ist eine durchgängige Kreislaufwirtschaft das zentrale Thema – auch weil viele Dämmstoffe bislang nicht kreislauffähig seien.
Er fordert ein Umdenken hin zur Integration von Klima- und Ressourcenschutz sowie die Nutzung von Leerständen zur Schaffung von bezahlbarem Wohnraum und einer echten Kreislaufwirtschaft. Nikolaus Bieber, Geschäftsführer des Immobilienentwicklers Groß & Partner, betont die Bedeutung des Gebäudebestands für die Erreichung der Klimaziele. Derzeit seien 75 Prozent der deutschen Gebäude energetisch unzureichend. Eine besondere Herausforderung ergebe sich aus steigenden Kosten durch strenge ESG-Vorgaben, die eine hohe Investitionsbereitschaft erforderten.
Neubau ist nicht die Pauschallösung
Für Sarah Dungs sind Umwelt- und Klimaschutz zentrale Herausforderungen unserer Zeit. Deutschland hat sie mit dem Klimaschutzgesetz angenommen und darin formuliert, dass Treibhausgasemissionen sozial gerecht, ökonomisch vertretbar und langfristig zu reduzieren sind. Damit sind die Aufgaben für den Gebäudesektor klar und Neubau keineswegs die Pauschallösung, auch wenn er oft profitabler erscheine. Dungs sieht die Bau- und Immobilienbranche in der Verantwortung, für die aktuelle und nachfolgende Generationen eine lebensfähige Welt zu erhalten.
Im Asset Management der Commerz Real ist man bereit, sie anzunehmen. Auch Jens Böhnlein sieht die Notwendigkeit, den Wert von Bestandsimmobilien anzuerkennen und sie in die Betrachtungen zur Verringerung des ökologischen Fußabdrucks einzubeziehen. Um den Bestand zu fördern, sei es wichtig ihn finanziell anders zu bewerten. Trotz bereits emittierter Emissionen erzeuge die Vermeidung von Abrissen eine positivere Bilanz, die eventuell durch CO₂-Gutschriften auszugleichen sei.
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